Ein Focusingprozess und dazugehörige Bilder, bei dem beide sich gegenseitig weitertragen.
Im Focusing geht man in ein inneres Erleben. Es entstehen oft Bilder im Brust- und Bauchraum. Da ich ein Bildermensch bin, ist diese Modalität meine Liebste und für mich auch die Stärkste. Es gibt noch weitere Modalitäten im Focusing. Hier möchte ich einen Prozess beschreiben, den ich erlebt habe.
Jeder Prozess ist neu und frisch und steht für sich. Es ist immer wieder anders. Nicht bei jedem ist es so bildgewaltig. Für mich als Kunsttherapeutin ist das Malen dazu oft eine dringende Notwendigkeit und Focusing hat meine Kreativität so gepusht, wie keine andere Idee oder Methode es jemals getan hat.
„Im Bauchraum entsteht eine runde irisierende Hülle, ganz fein und mit sehr zarter und dünner Eierschale. Man kann hindurch sehen, es ist ganz kostbar, was darinnen ist. Die Hülle schimmert und ist zerbrechlich. Innen wächst eine Pflanze, sie hat schon Blätter und zwei Knospen. Ihre Wurzeln sind noch dünn, aber sie sind da und sie halten die Pflanze aufrecht. Es ist ein Licht im Inneren.
Da kommt ein schwarzer Nebel, eine wabernde schwarze Masse. Ich nenne sie „Die Schwarze“. Sie sagt abschätzig „Das geht sowieso ein, am besten trittst du es gleich kaputt!“
Die Stimme kenne ich. Ich kenne sie schon lange. Wir unterhalten uns. Sie ist mein Schutz vor Verletzungen, mein Schutz vor dem Zerbrechen, meine Wärterin. Und mein Hindernis, ins Licht und ins Vertrauen zu kommen. Sie begleitet mich schon lange. Sie malt Dinge schwarz. Sie sieht wenig Hoffnung. Sie ist realistisch, eigentlich schlimmer als das, sie ist pessimistisch. Ich mag sie manchmal sehr gern und verstecke mich hinter ihr. Da ist es behaglich dunkel und ungefährlich. Da bin ich gut geschützt…. Aber was macht sie mit meiner zarten Pflanze? Die Schwarze erstickt sie, bevor sie wachsen kann. Und das möchte ich nicht. Ich stelle die Schwarze vor mich und schaue sie an. Ich erschrecke, wie groß sie ist. Ich finde sie auf einmal sehr lästig. Sie hat unrecht. Sie ist mein Unglück, mein Kummer, mein Leid. Sie muss gehen und darf nicht wieder in mich hinein kommen. Wir bleiben über einen Faden miteinander verbunden. Sie zieht in einen Luftballon ein, der innen schwarz ist. Dort fühlt sie sich wohl. Der Luftballon kann fliegen und ist perlmuttschimmernd von außen. Er bleibt an meinem Arm befestigt mit der Schnur. Für den Fall der Fälle, falls ich sie doch mal wieder brauche. Wie ist es jetzt innen? Da ist auf einmal Platz. Das ändert die Haltung, es macht mich größer. Es wird viel heller. Wärmer. Es ist Platz zum Wachsen da. Und es formen sich Wörter: „Ich bin es wert, geliebt zu werden!“
Die Schwarze verneint es nicht mehr. „Ich bin wertvoll, ganz für mich alleine“. Es füllt sich mit gold, es schwebt. Es wächst und es fühlt sich erfüllt an. Es ist so zerbrechlich und darf es sein. Es darf sich langsam stärken und wachsen. Es darf sein und atmet auf, jetzt, da es nicht mehr bedroht wird. Es wird nicht von mir kaputt getreten.“
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