Ein Beitrag von Irene Fink und Kristina Marek
Vor welchen Anfängen stehst du gerade? Eine neue Klientin, ein neuer Klient? Ein kürzlich besuchter (Focusing-)Kurs, der sich in deiner Arbeit entfalten möchte? Ein frisch gelesenes Buch, ein anregendes Gespräch, ein kluger Podcast, der dein Interesse auf sich zieht?
Innehalten
Wenn du magst, gönne du dir einen Moment nur für dich. Es gibt jetzt im Moment nichts zu tun. Vielleicht magst du dir diesen Satz selbst laut sagen: Es gibt jetzt im Moment nichts zu tun. Wie wirkt es in deinem Körper, das zu hören? Und wenn da etwas Angenehmes entsteht, dann kannst du für so viele Atemzüge wie du möchtest mit deiner Aufmerksamkeit dabei verweilen.
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Die … erinnern dich daran, innezuhalten und nachzuspüren, welches Empfinden bei dir in der Körpermitte zu diesen Fragen entsteht.
„Mein Körper fühlt sich dabei an, als würden sich so einige Beschwerlichkeiten des Montagmorgens ablösen, wie Nebel von der Oberfläche eines Sees. Nach oben steigen und sich in wärmerem Sonnenlicht auflösen.“
Einfach anfangen
Nun richte deine Aufmerksamkeit auf die Worte “einfach anfangen” und Allem, was damit für dich verbunden ist; Allem, was dazu gehört. Vielleicht ist für dich auch eines der beiden Worte allein stimmiger. Senke deine Wahrnehmung mit diesem Wort, diesen Worten in Richtung deiner Körpermitte. Was entsteht bei dir genau jetzt?
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„Vor meinen geschlossenen Augen taucht wie ein heller Streifen auf, ein Gefühl von Klarheit stellt sich ein. Die verschränkten Hände in meinem Schoss löse ich voneinander, ein tiefer Atem setzt ein. Das Wort “einfach” wird für mich bedeutsamer. Es mir leicht machen. Ich beginne zu lächeln.“
Was auch immer bei dir entsteht, begrüße es und schenke ihm freundliche Aufmerksamkeit.
Mein Neues
Und was ist dein Neues? Vor welchen Anfängen stehst du gerade? Was ist dir bei den Fragen oben in den Sinn gekommen? Wähle eine Sache aus und lasse auch dazu alles ein Ganzes werden. Lasse auch hier deine Aufmerksamkeit hin zur Körpermitte sinken und verweile mit diesem Thema, dieser Person oder Situation.
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„Bei mir ist es der vor einer Woche beendete Kurs ‚Focusing Strukturen‘. Ein bisschen etwas Aufgeregtes macht sich in meinem Bauchraum bemerkbar, ein bisschen nervös vielleicht ... die Frage: Wofür brauche ich das? Ich verweile bei dem Aufgeregten. Mir fällt auf, wie ruhig mein Herzraum ist. In Verbindung von Herz und Bauch wird es weiter und weniger aufgeregt. Erleichtert fast und wacher.“
Mein Neues x einfach anfangen
Und wenn du dein Empfinden für das “Einfach anfangen” und “dein Neues” nun zusammennimmst, dein Körper kennt beide Empfindungen schon, und damit einige Momente verweilst. Erneut dein Bewusstsein auf dieses vage Empfinden in deinem Körper ausrichtest … was entsteht da?
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„Da ist etwas Geballtes über meinem Bauchnabel, eine Art Ei, aber ein großes Ei. Ein Straußenei. Da brütet etwas. Da möchte etwas noch bebrütet werden. Ich lege eine Hand auf diesen Bauchraum und die andere darauf. So beschützt zeigt sich auch die Aufgeregtheit wieder.“
Wenn du möchtest, kannst du dir dazu noch eine der folgenden Fragen stellen:
- Welche unerfahrene Seite von mir möchte erfahren werden?
- Was könnte ich einfach weglassen?
- Welche kleine Unbequemlichkeit könnte ich mir in dieser Situation zumuten?
- Kann ich es mir erlauben, ein bisschen un-wissender zu sein?
Was entsteht da in deinem inneren Empfinden?
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„Bei mir ist es eine Mischung aus der letzten und der ersten Frage. Unwissend und unerfahren sein. Etwas Ängstlich-Unsicheres begrüßen, das noch nicht so genau weiß und gerne schon konkret wüsste, um sich nicht mehr ängstlich-unsicher zu fühlen. Ein hibbeliges, ungeduldiges kleines Ich.“
Deine Essenz
Und welche kleine Essenz möchtest du aus dem Erlebten bewahren und mit in die neue Begegnung, die neue Erfahrung, das neue Wichtige nehmen? Frage dich das auch in Richtung Körpermitte und erlaube es dir, bei der Frage zu verweilen. Vielleicht wartest du nach der ersten Antwort noch eine zweite und danach noch eine dritte ab.
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„Mit der zweiten Antwort verändert sich bei mir der Blick auf die Ungeduld. Wie könnte ich dem Ungeduldigen mehr (Frei-)Raum geben? Wie kann ich auf eine gute Weise die Ungeduld wirken lassen? Etwas Zappeliges entsteht und ein sattes “Ja!”. Meine Körperhaltung öffnet sich, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, ich freue mich. Ich notiere mir das Wort “Ungeduld” in meinem Kalender und beschließe, jeden Tag ein paar Prisen davon zu nehmen, um neuen Situationen eine noch unbekannte Würze zu verleihen … und den besuchten Kurs weiter wirken zu lassen …“
Impuls-Konferenz und Praxiswerkstatt
Vielleicht ist es dir leichtgefallen, diese Vorschläge direkt umzusetzen? Vielleicht möchtest du sie lieber in Begleitung ausprobieren?
Wenn du das und deine Art mit Focusing zu beraten oder zu therapieren lebendig halten, wieder wach küssen oder neu erleben möchtest, kannst du an unserer Praxiswerkstatt Focusing (www.freiraum-focusing.de) in Frankfurt am Main im April 2024 teilnehmen.
Foto: Jon Tyson, Unsplash
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