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Der Focusing-Blog

Seerosenknospe

Ich bin da

Wenn ich allein bin, erlebe ich Gefühle und Empfindungen häufig sehr massiv und bedrückend. Unausweichlich, manchmal sogar überflutend. Gerade gestern ist mir eine Tatsache in meinem Leben so bewusst geworden, dass ich von Schamwellen durchströmt wurde. Und dann las ich als Hilfestellung[1], dieses Gefühl wirklich zu fühlen, durch es hindurchzugehen. Das kann sich bodenlos und erschreckend anfühlen, danach aber auch befreiend und friedlich.

Im Focusing kennen wir die Möglichkeit, Abstand herzustellen: Da bin ich und da ist das Gefühl (oder was auch immer sich gezeigt hat). Das, was als Wichtigstes geschieht, macht einen entscheidenen Unterschied: Da bin ich - ich bin da! Ich bin auch noch da, nicht nur die Angst, die Scham, das unangenehme Körpergefühl, die Bilder vor meinem inneren Auge. Als Focussierende kann ich diese Erkenntnis auch ins Erleben bringen. Manchmal gelingt es ganz schnell, ich kann vielleicht sogar ein bisschen darüber lachen - ach, da ist es wieder: Hallo, wir kennen uns doch schon! Dann spüre ich schon eine Vertrautheit mit diesem Gefühl und dem inneren Dialog, den ICH mit dem Gefühl führen kann.

Gendlin sagt, dass Focusing allein möglich ist, aber leichter ist es, wenn jemand dabei ist. Er spitzt es sogar soweit zu, dass er sagt: Es reicht, wenn jemand in diesem Sessel hier gegenüber sitzt. Schon allein die Anwesenheit eines anderen Menschen verändert die Situation. Eine andere Person trägt mit ihrer Präsenz die Situation mit. Sie kann mir helfen, dabei zu bleiben.

Das Bewusstsein und die Erkenntnis, einschließlich der Wahrnehmung und des Empfindens von Ich bin da stehen für die Lebendigkeit an sich. Für mich gibt es eine erstaunliche und gleichzeitig so naheliegende Verbindung zur Spiritualität: Der hebräische Gottesname lautet JHWH und kann übersetzt werden mit: Ich bin da (oder auch: Ich bin, der ich sein werde). Gendlin greift einmal auf einen Ausspruch von Meister Eckhart zurück: Gott ist dir näher, als du dir selbst (s. Wiltschko 2008, S: 57). Gott*[2] ist der oder die immer Seiende, auch das Sein in mir. Ich bin natürlich nicht Gott, Gott ist immer mehr als das, was wir von Gott wissen können. Mit dem "Ich bin da" kann ich mich innerlich verbinden und dem "da unten" (Gendlin a.o.O.) in mir begegnen mit dem Wissen, dass das in mir auch immer mehr als das ist, was ich je denken und wahrnehmen kann.

Die Verbindung von Focusing und (christlicher) Spiritualität erkunden und probieren wir in einer Initiative, die HaMakom heißt. Das ist ein hebräische Bezeichnung für einen Raum, eine Stätte, wo eine Gottesbegegnung stattfinden kann. In den Psalmen wird dieses Wort häufig als ein Gottesname verwendet. Spannend - Gott als Raum! Bei Hamakom sind wir gemeinsam auf der Suche nach der Verbindung von Focusing und Spiritualität, gestalten Räume für die Erprobung einer körperlichen Spiritualität und suchen nach frischem Erleben von alten Glaubenstraditionen. Wer Lust hat, das näher kennenzulernen, kann sich auf unserer Homepage umschauen und gerne mit uns Kontakt aufnehmen!

 

[1] s. Brené Brown: Verletzlichkeit macht stark. Und Podcast "wage wilde Wege" # 106 | zerbrechen.

[2] Gott* steht hier für die Vielfalt an Gottesverständnissen und Gottesnamen, die sich nicht festlegen lassen

 

Christianeneu


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