Ein Beitrag von Detlef Girke
Letztes Jahr im Mai trafen Klaus Renn und ich uns, um uns ein paar Gedanken zu TAE zu machen. Wir wollten schauen, inwieweit man es so kommunizieren kann, dass die Nähe zum Focusing deutlicher spürbar wird. Wenn man im TAE vom "Denken" spricht, dann ist damit nicht das rein Kognitive gemeint, sondern bereits ein Prozess, der das implizit Gespürte bereits mit einbezieht. So probierten wir einen Abend lang anhand der bestehenden Unterlagen, TAE aus seinem eher starr wirkenden Gerüst zu befreien. Einer der Begriffe, die dabei zutage traten, war der des Ent-Definierens. In den Monaten nach dem Treffen versuchte ich mehr und mehr, die für mich wesentliche Essenz aus den 14 TAE-Schritten zu finden. In einem persönlichen Treffen mit meiner TAE-Gruppe - wir treffen uns regelmäßig online und machmal auch persönlich - gab es dann wieder neue Impulse, die mich dazu brachten, TAE zum Einen so zu erweitern, dass es nicht nur um Sprache geht, zum anderen auf eine Kurzform zu bringen, die erst gar nicht die Idee zulässt, die Sache kognitiv anzugehen.
Das Ergebnis ist das hier kurz vorgestellte erweiterte TAE in drei Schritten. Wer am gesamten Aufsatz interessiert ist, findet ihn unter diesem Link zum kostenfreien Download.
Thinking at the Edge (TAE) wird, wenn ich mich so umhöre, unter Anderem gern mit den Attributen "schwer zu lernen", "anstrengend", "kompliziert", "zu verkopft" versehen. Seit ich 2014 anfing, mich mit TAE zu beschäftigen, hat mich der Gedanke umgetrieben, wie man diesem "Werkzeug" ein besseres Image verpassen kann. Denn allen Image-Problemen zum Trotz handelt es sich bei TAE um eine Focusing-Technik. Und wenn man einmal erlebt oder gesehen hat (zumindest in Aufzeichnungen), wie Gendlin TAE vermittelte, dann wird klar, dass das Denken im Graubereich, Randbereich oder wie auch immer man es für sich selbst nennen möchte, selbstverständlich nur einer gespürten Logik folgt. Mit klassischer Logik kann man kein TAE lernen. Aber es geht um Worte. Es geht darum, etwas aussprechen zu können, von dem man spürt, dass es da ist und dass es wichtig ist, dass es in die Welt gehört - und daraus eine Theorie zu entwickeln. Diesen Aspekt wollte ich von Anfang an erweitern. Vielleicht geht es ja auch um etwas anderes als Worte. Um einen anderen Ausdruck. Aber auch das ist eigentlich schon Teil von Hendricks' und Gendlins Ansatz: Es geht um Sprache, nicht zwangsläufig um Worte. Musik, Tanz, bildende Kunst etc. können ebenso als Sprache begriffen werden wie Worte. Daher spreche ich in meinem kleinen Aufsatz von einem "erweiterten" TAE, damit dieser Aspekt deutlicher wird. Und ich beziehe mich auf ein "Projekt" an Stelle einer "Theorie". Denn mich hat der Begriff "Theorie" immer abgeschreckt. Eine Theorie war für mich immer etwas, das ganz groß ist, irgendwie unerreichbar und das eigentlich nie so richtig in die Welt kommt. Ein Projekt steht für mich dagegen von Anfang an mit beiden Füßen auf dem Boden. An einem Projekt kann ich schrauben und basteln, bis ich es der Welt schenken kann. Das waren die beiden Schritte, die ich brauchte, um TAE in mein Leben zu bringen. Und auf meine ganz persönliche, focusing-orientiert-anarchistische Weise habe ich TAE so für mich "abgekürzt" auf die Aspekte, die ich brauche, um vertrauensvoll den Tellerrand nicht nur dafür zu nutzen, darüber zu schauen, sondern um auf dem Rand zu spüren, zu tanzen und das, was in die Welt will, prall werden zu lassen, damit andere auch etwas davon haben. Und plötzlich waren es nur noch drei Schritte.
Wenn Ihr mehr Interesse an körperbezogenem Denken, Handeln und Kommunizieren habt, dann schaut doch mal in unserer Werkstatt auf https://zks-medien.de vorbei. Wir bieten regelmäßig Workshops zu dem Thema an. Außerdem Tools, die unterstützend in focusing-orientierten Prozessen eingesetzt werden können."
Das Bild zum Beitrag wurde uns von Dr Tony Hofmann zur Verfügung gestellt. Es stammt aus seiner Reihe der Sinnbilder.
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