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Der Focusing-Blog

Focusing mit Kindern - Schullandheim

Focusing mit Kindern - Schullandheim

Ein Beitrag von Isabella Ruhnau

Eine Klassenfahrt für Kinder einer dritten Klasse ist etwas sehr Aufregendes, vielleicht so nie dagewesenes.

Viele Kinder freuen sich und sind voll Neugier auf ein neues Abenteuer. Andere Kinder sind vielleicht eher ängstlich oder aufgeregt, weil sie unter Umständen noch nie soweit und solange von zu Hause weggewesen sind.

Mein Wunsch, die Kinder so gut wie möglich auf diese gemeinsame Zeit vorzubereiten, war groß. Schließlich sind für mich die Erinnerungen an meine Schulzeit sehr mit gemeinsamen Fahrten und Ausflügen verknüpft.

Angeregt durch meine Kinder-Focusing Ausbildung bei Bettina Markones überlegte ich, wie ich vorgehen könnte.

Im Zentrum meiner Überlegungen stand meine 3. Klasse mit 19 Schülern.

Die meisten Kinder können sich gut an die vereinbarten Regeln halten. Doch einigen Kindern fällt dies schwer, da sie z.B. Krankheiten haben oder die häusliche Situation belastend ist. Insgesamt ist das Miteinander der Kinder gut. Viele Kinder sind hilfsbereit, trösten und kümmern sich um andere. Gemeinsame Spiele, Humor und viele Gespräche stärken den gemeinsamen Vormittag. Konflikte werden in einem ruhigen Rahmen mit den betroffenen Kindern besprochen und gemeinsam wird nach Lösungen geschaut. So findet ein wertschätzender Umgang statt, in dem jedes Kind so sein darf wie es ist.

Ich beschäftigte mich eingehend mit dem Material von Bettina Markones (Heimwehprojekt)1] und bereitete es so vor, dass es für meine Lerngruppe passend war. Daraus entwickelte sich eine Unterrichtseinheit (Ende März bis Juni) (drei Bausteine), die über mehrere Stunden und Wochen ging. Die Sozialpädagogin Frau K. unterstütze mich bei dem Projekt, so dass wir teilweise in zwei Gruppen arbeiten konnten. Frau K. fuhr auch mit auf die Klassenfahrt im Juni.

Wir starteten immer mit einem gemeinsamen Bewegungsspiel, da dies den Kindern Freude bereitet und eine gute Pause vom vielen Sitzen darstellt.

Im ersten Baustein (Doppelstunde) teilte ich die Klasse in zwei Gruppen ein, ein Teil der Kinder blieb bei mir (die Kinder, die sich viele Gedanken machen und nicht wissen, ob es für sie eine gute Zeit werden kann) und der andere Teil der Kinder ging mit Frau K. in einen anderen Raum (die Kinder, sie sich sehr auf die Klassenfahrt freuen).

Nun führte ich die Kinder in das Thema ein und leitete sie an, ins Spüren zu kommen ein. Davor legten sie ihre Stifte heraus und bekamen Papier.

Mein Wunsch war, über das Spüren in den Körper etwas zu finden, dass mit der Klassenfahrt zusammenhängt (z.B. eine Stelle im Brust- und Bauchraum, eine Enge im Hals) und anschließend ins Malen zu kommen.

Anschließend ans Spüren und Malen tauschten wir uns aus. Dabei  ordneten wir die Begriffe nach Themen wie Vermissen, Heimweh, Eltern, Geschwister, Haustier…

Nach einem Bewegungsspiel, ging es noch einmal darum, ins Spüren zu kommen.

"Welche persönlichen Dinge möchtest du denn mitnehmen? Was brauchst du, dass du auf der Freizeit gut zurechtkommst?" war die Anregung. Dann kam noch die Einladung:  "Gibt es etwas, was deine Mitschüler für dich tun können? Spür für dich, was die anderen für dich Gutes tun können? Wenn du möchtest, nimm später Kontakt zu deinen Mitschülern auf."

Nach einem weiteren Austausch legten die Kinder fest, wer der anderen Gruppe die Ergebnisse präsentiert.

Die Angebotszettel der Kinder sammelten wir in einer Kiste.

Die andere Gruppe arbeitete ähnlich (Spüren, malen). Der Schwerpunkt lag auf Tätigkeiten und Ideen, die man gemeinsam auf der Klassenfahrt machen kann.

So sammelte diese Gruppe eine Schatzkiste voller Ideen.

Anschließend spürten auch diese Kinder noch einmal in ihren Körper und beschäftigten sich mit der Frage, was kann ich mit einem traurigen Kind zusammen unternehmen, welches Spiel fällt mir ein, wo kann ich ein anderes Kind unterstützen.

Dann folgte der Austausch, ein Kind wurde bestimmt, die Ergebnisse zu präsentieren und die Ideensammlung fand Platz in einer Kiste.

Im zweiten Baustein (Doppelstunde) tauschten sich die zwei Gruppen aus.

Ein Mädchen erzählte, dass sie eine Taschenlampe mitnehmen möchte. Falls sie nachts nicht schlafen kann, dann würde sie sich Licht anmachen, ohne die anderen Kinder zu stören. So kann sie vielleicht etwas lesen und sich ablenken.

Ein anderes Kind berichtete, dass es sich Photos von der Familie mitnehmen will und so die Familie dabeihat.

Ein anderes Kind möchte einen Schal von seiner Mutter einpacken und ein anderes Kind will sein Lieblingskopfkissen mitnehmen.

Dann berichtete die andere Gruppe über ihre Angebote oder Spielideen für Kinder, die eine Ablenkung brauchen oder sich alleine fühlen.

Z.B. boten Kinder an, Tischkicker, Basketball oder Fußball zu spielen oder gemeinsam Monopoly auszuprobieren. Ein Kind mochte gerne gemeinsam zeichnen, singen oder Stopp-Tanz spielen. Einige Kindern konnten sich vorstellen ein Kind aufzumuntern, dem Kind eine Geschichte zu erzählen und es zu trösten. Ein Kind bot an, eine Gutenachtgeschichte zu erzählen. Auch über Eintracht Frankfurt zu sprechen, könnte ablenken. Ein Mädchen wollte eine Party zu feiern.

Es entstand eine wertschätzende und freundliche Atmosphäre, die Kinder hörten sich zu und brachten ihre Ideen ein.

Umsetzung auf der Klassenfahrt:

Für die Klassenfahrt kopierte ich alle Angebote, um sie als Heft den Kindern zur Verfügung zu stellen. Jedes Zimmer bekam ein Heft, so dass die Kinder jederzeit auf die Ideen der Mitschüler zugreifen konnten.

Während der Fahrt wurde viel gemeinsam gespielt, beispielsweise Fußball oder Basketball. Die Kinder veranstalteten eine Disko und tanzten. Und sie trösteten sich gegenseitig, wenn eines doch Heimweh hatte.

Wir machten viele spannende Ausflüge.

Es war für uns eine besonders schöne Zeit, über die alle sehr gerne sprachen und sich austauschten. Alle Kinder konnten die drei Tage dortbleiben und zusammenspielen, schlafen, essen und Ausflüge machen. Wir hatten gutes Wetter und ein tolles Gelände in der Natur.

Das Durchführen der Unterrichtseinheit hat mir viel Freude bereitet und die Kinder gut auf die Klassenfahrt vorbereitet.

Durch die bewusste Auseinandersetzung mit der Vorfreude oder auch den eigenen Bedenken vor dieser Klassenfahrt konnten alle Kinder gut für sich sorgen und sich auch innerlich vorbereiten.

Ihre Bedenken, Sorgen und Gedanken wurden ernst genommen und so die Gemeinschaft innerhalb der Klasse gestärkt. Jeder Impuls wurde von der Klasse angenommen und in annehmender Weise begleitet und in konstruktiver, dem Leben zugewandter Weise beantwortet.

Ich denke, dass diese Unterrichtseinheit und diese Form der gemeinsamen Arbeit die Klassengemeinschaft gestärkt hat und das weitergetragen hat, was die Grundlage der zurückliegenden Schuljahre war und ist.*)

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1) Das Heimwehprojekt ist ein fester Bestandteil der Weiterbildung "Focusing mit Kindern" mit Bettina Markones, Lehrende im DFI

*) Dem vorliegenden Text liegt die Zertifizierungsarbeit von Frau Ruhnau zugrunde.

 Isabella
 
 
 
 
 
 

 


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