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Der Focusing-Blog

Mitten im Offbeat - Warum Clown und Focusing sich wunderbar ergänzen

Mitten im Offbeat - Warum Clown und Focusing sich wunderbar ergänzen

Ein Beitrag von Bettina Gläske, Begleiterin für Humor, spielerische Präsenz und Focusing

Mitten im Offbeat – Warum Clown und Focusing sich wunderbar ergänzen

Leicht daneben. Fast ernst. Ganz bei sich.


Diese drei Sätze beschreiben nicht nur meinen Arbeitsstil, sondern auch den Raum, den ich in meinem ClownAtelier öffne:
Einen Raum, in dem sich zwei scheinbar gegensätzliche Kräfte auf Augenhöhe begegnen: der Clown und das Focusing.

Auf den ersten Blick mag diese Verbindung ungewöhnlich erscheinen – als würden zwei unterschiedliche Sprachen aufeinandertreffen: die des stillen Spürens und die des schmunzelnden Spiels. Doch wer genauer hinsieht, erkennt schnell: Der Clown, so wie ich ihn verstehe, hat nichts mit Zirkus oder Show zu tun. Er ist kein äußeres Kostüm, sondern ein innerer Zugang – eine Haltung, die das Menschliche würdigt, gerade im Unvollkommenen. Deshalb entfaltet er im Focusing-Kontext seine besondere Wirkung – vor allem in Gruppen, wo sich Erfahrungen und Blickwinkel auf ganz eigene Weise spiegeln und verstärken.

Der Clown als Haltung – nicht als Show

Wenn ich von "Clown" spreche, meine ich nicht die Maske, die Schminke oder das große Getöse. Ich meine die innere Figur, die sich traut, zu spüren, was ist – ohne es wegzuerklären. Die bereit ist, sich zu zeigen – mit all dem, was schief, peinlich, unvollkommen, wunderbar menschlich ist. Der Clown lebt nicht im Rampenlicht, sondern im Moment. Und er braucht keine Pointe, um wirksam zu sein.

Diese Art des Clownseins ist keine Rolle, sondern eine Haltung, die sich durch eine besondere Art der Wahrnehmung auszeichnet: Die Fähigkeit, weich zu bleiben – auch wenn das Außen Druck macht. Die Bereitschaft, über sich selbst zu schmunzeln, anstatt sich kleinzureden. Und der Mut, mit dem Unerwarteten zu tanzen, anstatt es zu kontrollieren.

Focusing: Raum geben, was sich zeigen will

Auch das Focusing beginnt nicht mit Antworten, sondern mit einem Lauschen. Ein Raum entsteht, in dem alles, was sich zeigen möchte, da sein darf – nicht analysiert, sondern gefühlt. Diese Art der Begleitung ist zart und gleichzeitig sehr klar:
Wir wenden uns dem inneren Erleben zu, nicht um es zu korrigieren, sondern um es zu würdigen.

In der Focusing-Haltung steckt, wie auch im Clown, ein tiefes Vertrauen:
Dass sich in jedem Gefühl, in jedem Körperimpuls, in jeder Irritation etwas findet, das gehört, gesehen und freundlich angenommen werden möchte.

Der Clown als innerer Spiegel

Was also passiert, wenn wir diese beiden Haltungen – Focusing und Clown – miteinander verbinden?

Wir erleben, dass der innere Clown wie ein lebendiger Spiegel wirkt. Er steht uns zur Seite, wenn wir ins Grübeln geraten. Er schmunzelt leise, wenn wir zu ernst werden. Und er erinnert uns daran, dass wir nicht perfekt sein müssen, um da sein zu dürfen.

Er erlaubt uns, unser inneres Erleben nicht nur zu beobachten, sondern auch zu bewohnen – mit Schmunzeln, mit Neugier, mit dem Mut, einen anderen Blick zu wagen.

Und manchmal zeigt er uns einen Umweg, der kein Ausweichen, sondern ein Verwandeln ist. Ein Perspektivwechsel, der überraschend heilsam wirkt. Nicht weil er "lustig" ist – sondern weil er menschlich ist.

Kleiner Impuls zum Ausprobieren: 

Du hast noch keine konkrete Vorstellung von deinem inneren Clown? Kein Problem – er braucht keine rote Nase und keinen Namen.

Setz dich für einen Moment hin, atme ruhig – und stell dir vor, dir gegenüber sitzt eine freundliche, verspielte Präsenz. Vielleicht erinnert sie dich an eine Mischung aus Kind und Weise: neugierig, offen, ohne Angst vor dem Peinlichen. Sie schaut dich an, als wärst du spannend – gerade mit deinen Zweifeln und Ecken. Ihre Kleidung ist nicht spektakulär, vielleicht einfach gemütlich, aber mit einem kleinen, unkonventionellen Detail. Sie wirkt vertraut, nicht aufgesetzt – wie eine alte Bekannte, die dich schon lange kennt und trotzdem jedes Mal neu sieht. Und sie begegnet dir mit einem inneren Schmunzeln – nicht über dich, sondern für dich: weil du da bist.

Was fällt dir auf, wenn diese Figur dich anschaut? Was spürst du im Körper? Gibt es eine Regung, ein Lächeln, ein Stirnrunzeln?

Lass es zu. Beobachte, ohne zu bewerten. Spür nach, was sich zeigen möchte – und ob sich vielleicht ein kleines inneres Lächeln regt. Auch wenn nicht: Alles ist willkommen.

Humor als Resonanzform

In meiner Arbeit mit Gruppen geht es nicht um Lachen um jeden Preis. Es geht um Humor als Resonanzform – als eine freundliche Bewegung auf das zu, was da ist. Nicht, um es zu überdecken, sondern um es zu berühren.

Oft erlebe ich, dass ein humorvoller Moment in der Gruppe etwas löst, wo Worte stocken oder zu viel wollen. Plötzlich wird der Raum weiter, weicher, wahrhaftiger.

Gerade in der Gruppe wird erfahrbar, wie stärkend es ist, wenn andere mitlachen, mitspüren oder einfach nur mit anwesend sind. Man merkt: Ich bin nicht allein mit meinem Schrägsein, meinem Zaudern, meiner Unsicherheit. Diese Erfahrung wirkt oft tiefer als viele Worte. Denn wenn sichtbar wird, dass andere im selben Boot sitzen, entsteht ein stilles Wir-Gefühl – nicht laut, aber tragfähig. Humor wird dann nicht zur Unterhaltung – sondern zur Verbindung.

"Humor ist wie eine liebevolle Umarmung."

So beschreibe ich es gern. Nicht aufdringlich. Nicht distanzlos.
Sondern genau richtig dosiert, um Spannung zu verwandeln – in Verbindung. In Zugewandtheit. In Mitmenschlichkeit.

Wenn sich Menschen in meinen Workshops zeigen – mit ihrem Ernst, ihrer Unsicherheit oder auch ihrer Überforderung –, darf der Humor wie eine vertraute innere Begleitung auftauchen.
Einer, die nicht urteilt, sondern sagt:

"So wie du bist, darfst du hier sein."

Dieser Humor ist kein Witz. Keine Ablenkung. Er ist eine Form von Zugehörigkeit.

Und manchmal – das ist das größte Geschenk – bringt er nicht die große Erleichterung,
sondern einen kleinen, echten Moment von Nähe – zu sich und zu anderen.

Der Raum dazwischen

Clown und Focusing begegnen sich nicht im Scheinwerferlicht, sondern in den feinen Übergängen:


Zwischen Lachen und Lauschen.
Zwischen Ernst und Erlaubnis.
Zwischen dem, was gesagt werden kann – und dem, was einfach nur da sein darf.

In meinen Workshops lade ich Menschen ein, diesen Raum zu betreten:
Den Offbeat, den leichten Schlenker, der nicht im Takt liegt – aber im Leben.
Und vielleicht – ganz nebenbei – entsteht dabei auch ein Gefühl von innerer Weite.
Etwas, das nicht die Dinge leichter macht – aber beweglicher.

Etwas, das bleibt.

Mitten im Offbeat.
Wo Humor keine Pointe braucht.
Wo Klarheit atmen darf.
Und wo Resonanz entsteht – genau da, wo Menschen sich echt begegnen.

 

 BettinaGläske


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