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Was sein darf -
kann sich verändern ...
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Focusing mit Kindern

In der Focusingbegleitung von Kindern zeigte es sich schnell, wie leicht es für die meisten Kinder ist, focusingorientierte Einladungen für sich zu nutzen. Viele Kinder haben noch ein gutes Gespür für sich und das, was sie körperlich wahrnehmen. Es bedarf allerdings einiger Anpassung des „Erwachsenen-Focusing“ an die Art der Kinder sich auszudrücken.

Bei der Focusingbegleitung von Erwachsenen ist Sprache das Medium, das am meisten verwendet wird. Kinder verfügen oft noch nicht über die Sprache, die es braucht, um feine Empfindungen auszudrücken. Daher bietet man den Kindern Materialien und Techniken des Ausdrucks an, mit dem sie vertraut sind. Malen, Zeichnen, modellieren, Handpuppen, Rollenspiel, Bewegungsfolgen oder auch Instrumente können zum Einsatz kommen. Jeder, der focusingorientiert mit Kindern arbeitet, kann da gut auf eigene Vorlieben und Fähigkeiten zurückgreifen.

Kinderfocusing hat viele Einsatzmöglichkeiten. Alle Formen der Einzelarbeit in Therapie, Krisenbegleitung, Seelsorge und ähnlichen können durch Focusing vertieft werden. Das Kind kann so eigene Lösungen entwickeln für Schwierigkeiten, mit denen es umgehen muss. Hat das Kind für sich einen eigenen, stimmigen Weg gefunden, so wird es diesen mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit nutzen, als ein von den Erwachsenen vorgegebenen Lösungsweg.

Daneben findet Focusing mit Kindern aber auch in Gruppen oder Schulklassen statt. Hier ist nicht alleine die Möglichkeit wichtig, mithilfe von Foc, zu Lösungen für Probleme oder Anliegen zu kommen. Auch die Prävention von Verhaltensstörungen und der Aufbau von einer stabilen Selbst- und Sozialkompetenz wird durch focusingorientierten Stunden gefördert. Hier kommt auch die erlebnisvertiefende Qualität von Focusing nicht zu kurz. Die Kinder werden zu Detektiven, die alle Dinge der Welt in Verbindung mit sich erforschen können.

Beim Essen einer Mandarine kommt auf einmal die Erinnerung an Weihnachten, die Oma oder etwas anderes. Das Hören eines Musikstückes geschieht nicht nebenbei, sondern löst ein intensives Hören und Spüren aus.

 

Je älter die Kinder werden, umso häufiger gerät dieses Gespür in Vergessenheit. Oft muss ein Kind dieses Gespür auch „abstellen“, um in seinem Umfeld gut zurecht zu kommen.

Monster

Monster tauchen in der Arbeit mit Kindern immer wieder auf. Ob es das gefürchtete Monster unter dem Bett ist oder das Mathemonster, das die Ergebnisse aus dem Kopf löscht. Monster sind gute Stellvertreter, um Gefühle zu einem „Etwas“ werden zu lassen. In der focusingorientierten Arbeit verscheuchen wir keine Monster, sondern begrüßen sie und lassen sie sich mitteilen. Ganz wie die uralte Geschichte von Milarepa, der die Dämonen zum Tee einlud – und sie dadurch verschwanden.

Eine Fallvignette aus einer Kindertherapie finden sie hier (PDF)

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Am Anfang von Projekten in der Gruppe oder Klasse kommt das spielerische, lustbetonte Ausprobieren von Focusing. Hier dürfen und sollen alle Sinne angesprochen werden, es wird viel probiert und gelacht. Eine Erfahrung ist es immer, gemeinsam Schokolade zu essen und focusingmäßig das eigne Erleben zu erkunden. Was kommt da dazu, zum einfach Genuss der Schokolade. Erinnerungen werden wach, Vorlieben diskutiert, Abneigungen ausgesprochen und das Erleben verglichen. Und ganz schnell sind wir bei den Basics der Focusinggrundhaltung. Alles darf da sein, wird willkommen geheißen und kann sich auch verändern. Die Kinder erleben in einem spielerischen Tun, dass jeder etwas anderes empfindet, obwohl es um denselben Gegenstand geht. Werten und bewerten wird sinnlos, denn der eine mag Zartbitter, der andere nur Vollmilchschokolade. Toleranzerziehung kann so klein beginnen. Und wenn jemand gar keine Schokolade mag, dann ist das ein echter Glücksfall für die Gruppe. Denn aversive Reize lassen sich noch viel besser ausdrücken.

Dieses Schokoladenbild hier hat ein 9jähriges Kind gemalt.

M. kommt und strahlt mich an: „Es geht mir gut.“ Sie kann etwas vom Guten im Herz und Bauch finden. Da das Mädchen schon länger mit mir arbeitet, ist sie schon vertraut mit dem focusingorientiertem Malen. So lade ich sie ein, dass „gut fühlen“ im Körper wahrzunehmen und eine stimmige Form zu finden, sie aufs Papier zu bringen.

Ihre erste Aussage ist: „Es müssen lauter helle Farben sein.“ Umso erstaunter bin ich, als M nach dem braunen Stift greift. Sie malt einen braunen Punkt und erläutert: „Das ist der X. Manchmal möchte ich nur noch, dass er weg ist.“ Dann erzählt sie von einem Streit vor kurzem und dass sie deswegen sehr geweint hat. Auch wenn mir die Frage im Kopf herumgeht, wie das nun mit dem „sich gut fühlen“ zusammengehört, höre ich nur zu. Nach kurzem kommt der tiefe Atemzug, der immer anzeigt, dass sich etwas verändert hat. M. fasst zusammen: „Wir haben halt beide unsere Ausraster, aber sonst liebe ich ihn sehr.“

Dann greift das Kind nach dem nächsten Stift und ein Herz für die Oma kommt dazu, „Weil die so lieb ist“. Auch beim nächsten Symbol kommt eine kurze Begründung und so arbeitet M ganz konzentriert. Nach jedem Symbol und der Erklärung für mich hält sie inne. Dann kommt von ihr der nächste Impuls für ein weiteres Symbol.

Nach einer Weile sind die hellen Farben alle benutzt und M. meint: „Jeder soll seine eigene Farbe haben, ich nehme einfach auch die dunklen.

Ganz am Ende betrachten wir gemeinsam das entstandene Bild. Wir lassen es auf uns wirken, jede für sich. Dann sprechen wir noch darüber, wie es ist, so eine große Anzahl von unterstützenden, liebevollen Menschen um sich zu haben. M. möchte, dass ich ihr Bild aufhebe.

Da ich um die Hintergründe dieser Bitte weiß, insistiere ich nicht. Normalerweise schlage ich vor, dass die Kinder einen guten Ort zu Hause für solche Ressourcenbilder suchen.

Zufrieden springt M davon, als die Pausenklingel ertönt.

Ich freue mich an dem Bild noch und lasse die Stunde nachschwingen. Das grüne Rechteck, das M für mich gemalt hat, scheint mich still anzulächeln.

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Bilderbücher können vor allem bei der Arbeit mit Gruppen ein toller Impuls oder Einstieg sein. Dabei ist es überhaupt nicht notwendig, immer das ganze Buch vorzulesen oder ( auch mittels neuer Technologie) zu zeigen. Ich unterbreche gerne an der Stelle, bevor eine bedeutsame Wende oder Entwicklung im Buch stattfindet. Dann leite ich die Kinder an, focusing-orientiert ihre eigene Wende oder Weiterentwicklung zu finden. Darüber kommen wir dann ins Gespräch und schauen gegebenenfalls erst viel später das Bilderbuch fertig an.

Und dann gibt es noch geniale Bilderbücher, die geradezu auffordern, sich selber zu erkunden. Ein Beispiel ist das Buch „Heute bin ich“ von Mies van Hout aus dem aracari-Verlag.

Sie werden leicht raten können, wie sich der Maler dieses Bildes fühlte.

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Eine grundlegende Suche im Focusing ist immer, wo im Körper es gerade angenehm ist. Dieser gute Ort kann bei heftigen Prozessen hilfreich zur Begleitung sein. Aber auch ohne nachfolgende Arbeit kann es für die Kinder sehr schön sein, wenn sie vom äußeren Wohlfühlort zu einem inneren guten Ort kommen. Diesen inneren Raum können sie in schwierigen Situationen neu suchen, wenn sie gelernt haben, wie man ihn findet.

Ich erinnere mich an ein Kind, um das sich die Lehrerin anlässlich der Trennung der Eltern viele Sorgen machte. Als sie das Kind ansprach meinte es: Wenns mal richtig schlimm ist, dann mach ich den Trick von Frau Markones und mir geht es wieder besser. Der gute Ort im Körper war ein Teil des „Tricks“.

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An den verschiedensten Orten und aus unterschiedlichen Gründen, treffe ich Kinder, die Unterstützung benötigen. Meine Haltung und Arbeitsweise jedoch immer von Focusing bestimmt und geprägt. Da ich vorwiegend im schulischen Kontext arbeite, habe ich oft nicht sehr viel Material zum Ausdruck zur Verfügung. Aber was immer da ist, sind Stifte und Papier. So können wir malen und die Stifte können sich im Handumdrehen in sprechende „Puppen“ verwandeln und so zum Beispiel dem blauen Sehnsuchtsthema, dem roten „Stopp“ und den grauen Zukunftsthemen ihre Stimme leihen. Natürlich könnten auch Herz und Kopf ihre Botschaften formulieren und in einen Dialog kommen, aber wenn die Dinge so externalisiert sind, ist es für die Kinder leichter und auch spielerischer. Ich übernehme dann oft eine Figur und lass mir die Texte soufflieren.

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Die Welt der Kinder hält so viel brauchbares Material bereit, mit denen sie sich ausdrücken können. Playmobil oder Lego ist fast in jedem Spielzimmer zu finden und ist damit den Kindern vertraut. Mit solchen Spielfiguren können Prozesse unterstützt werden, wenn sie verschiedene Zwischenschritte erfordern und mehrere Personen oder Teilpersönlichkeiten eine Rolle spielen. Ergänzend nehme ich die Materialien, die gerade da sind. Hier ist die Mauer ein Stapel Hunderterplatten aus dem Mathematerial. Wir hatten uns gemeinsam im Raum umgesehen, was als Mauer dienen könnte. Die Playmobilfiguren hatte ich mitgebracht. Nun standen auf der einen Seite das Kind mit seinem inneren Kind, auf der anderen Seite die Angst als Hund. Verschieben und Ausprobieren verschiedener Annäherungsarten ermöglichten dem Kind, ihre Angst als Hund freundlich anzunehmen, zu streicheln, füttern und zu versorgen.

Wutvulkan

Mit knapp 2 Jahren entstand das erste Wutbild dieses Kindes. Nach einem heftigen Streit mit der Mutter, verschwand es in sein Zimmer. Nach wenigen Minuten kam es heraus und legte der Mutter das erste gezeichnete Wutmännchen hin. Niemand hatte das Kind je dazu angeleitet, es spürte selber, was es grade empfindet und fand einen Ausdruck dafür. Die Kinder lernen schon sehr bald Emojis kennen, dies kann durchaus eine Hilfe sein.

Das Kind ist jetzt 4 und das Bild hier ist das neueste Wutbild. Bemerkenswert ist, dass die Ohren rot angelaufen sind und die Hand mit der Faust auf den Tisch schlägt. Eine feine Wahrnehmung, wie Wut geht. Um die Details in hautfarben besser sichtbar zu machen, wurde das Bild nachbearbeitet.

Deutsches Focusing Institut DFI

 

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